Itinéraire

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“Nach vielen Jahren auf dem Podium, die uns sich überschneidende Erfahrungen brachten und durch verschiedenste Begegnungen bereicherten, stellten wir uns „Itinéraire“ als eine Reise mit sechzehn Streichern vor, wobei wir uns von der wegbereitenden Geste Béla Bartóks und Zoltán Kodálys inspirieren ließen. Zu Beginn des 20. Jh. fuhren diese beiden jungen Musiker, die ein außergewöhnliches Schicksal haben sollten, durch die Dörfer Mitteleuropas und sammelten, transkribierten und zeichneten hunderte Melodien und Volkslieder auf.

Aus dieser ethnomusikologischen Arbeit entstanden Meisterwerke mit einzigartigen, neuen Klangfarben, und wir hatten Lust durch eine neuerliche Erforschung der möglichen Begegnungen zwischen der Musik der Oraltradition und der Kunst des Streichquartetts unseren Stein zum großen Gebäude des Streichquartett-Repertoires beizutragen. So wählten wir fünf wunderbare Künstler aus, die aus vielerlei Horizonten kamen, um ihnen Aufträge zu erteilen, die von ihnen nahestehenden musikalischen Welten inspiriert sein sollten: Kinan Azmeh, Vincent Peirani, Kevin Seddiki, Vincent Segal und Gabriel Sivak. Angesichts der Neuheit der Vorschläge wandten wir uns ans Gehör und ans Können von Vincent Segal, einem einzigartigen Künstler des Violoncellos, der uns bei unseren instrumentalen und musikalischen Forschungen begleitete. Im Laufe dieser „Reiseroute“ werden Sie mit einer kleinen Anspielung auf unsere berühmten, älteren Kollegen des Kronos Quartet auch beim Escalay (Wasserrad) von Hamza El Din Halt machen.”

Les Voce

 

entdecke die Musik

Die fünf Musiker-Komponisten erzählen uns von den Ursprüngen ihrer Stücke und ihrer Reise mit uns auf "Itinéraire" ...

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Kinan azmeh “grounded”

“Ich begann an diesem Stück für das Quatuor-Voce gegen Ende 2017 zu arbeiten, doch das Werk nahm seine endgültige Form und den Titel nach einer kurzen Fahrt an, die ich am 1. Januar 2018 nach Damaskus unternahm, meiner Heimatstadt, in der ich seit 2012 nicht mehr gewesen war. Die Fahrt von der libanesischen Grenze zum Haus meiner Eltern in Damaskus war eine Mischung aus Liebe, Zorn und Traurigkeit, doch das überw.ltigendste Gefühl während dieser 48 Stunden zu Hause war das Gefühl, dort verwurzelt zu sein:

Das ist mein Heim und niemand wird es mir je wegnehmen können.”

 

Gabriel sivak “suite capoiera”

“Suite Capoeira ist ein 4sätziges Stück, das zu Ehren des Capoeira und Brasiliens geschrieben wurde. Eine Reise, die mit den Flüssen des Amazonas beginnt und bis ins Herz von Rio de Janeiro hinabsteigt. Der Capoeira ist afrikanischen Ursprungs, im Norden Brasiliens verankert und sowohl ein Tanz, als auch eine Kampfkunst und eine Lebensart.”

 

Vincent Segal “beth klang”

“Als „mutierender“ Violoncellist, der bei seiner Arbeit die orale Form bevorzugt, wollte ich für vier Personen schreiben und für meine persönlichen Spielweisen mit Sarah, Cécile, Lydia und Guillaume ein Gespräch führen ... Das Quartett hat ein wunderbares, theatralisches Leben, und ich liebe den fabelhaften Charakter der Schauspieler ... BethKlang ist in gewisser Hinsicht ein anthropologischer Blick auf das Leben in einer Gemeinschaft (Stadt, Familie, Gruppe Jugendlicher, kulturelle Cliquen); die Musik bedeutet nichts, doch ist sie eines der Feuer des menschlichen Lebens. Der Ton umgibt uns, wappnet uns, trägt uns, erschöpft uns bis ans Ende.”

 

Vincent Peirani “sawah padi / putri Cening Ayu”

“Für das Projekt „Itinéraire“ des Quatuor Voce hatte ich Lust, mich von einem Kontinent inspirieren zu lassen, der mir teuer ist, nämlich von Asien und besonders von einem Land, für das ich eine Vorliebe habe: Indonesien. Ich konnte mir die Zeit nehmen, dieses Land mehrmals zu entdecken, und machte dort zahlreiche musikalische oder ganz einfach menschliche Begegnungen. Mit diesem Stück wollte ich diesen Menschen und ihrer Kultur meine Dankbarkeit und meinen tiefen Respekt ausdrücken.”

 

Kevin seddiki “méditation” et “danse”

“Als ausgebildeter Gitarrist entdeckte ich vor fast 20 Jahren den Zarb, ein iranisches Perkussionsinstrument, bei der Familie Chemirani. Hatte ich anfangs nur Lust, bestimmte Rhythmen und ihre Grundkonzeption besser zu verstehen, so bin ich buchstäblich auf den Geschmack gekommen, so dass der (auch Tombak genannte) Zarb sehr rasch zu meinem zweiten Instrument wurde. Als mich das Quatuor Voce bat, diese Stücke zu schreiben, hatte ich daher Lust zu sehen, wie Saiten und Haut miteinander ins Gespräch kommen können..”

 

hamza el din “escalay”

“Escalay stellt die Ingangsetzung des Wasserrads und seinen unendlichen Zyklus dar. Unser Musiksystem ist afroarabisch: Wir sind eine musikalische und kulturelle Brücke zwischen Afrika und dem Mittleren Osten. Ich wollte, dass das Streichquartett den Ton meines Instruments, der Oud, wiedergibt. Das Quartett interpretiert den Ton des Knarrens der Räder, der Schritte des Ochsen und des Wassers, das aus dem tönernen Topf fließt.”


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